Interview mit Reiseleiter & Autor Oliver Tappe

Interview mit Oliver Tappe

Oliver Tappe: „Ein USA-Urlaub ohne Kreditkarte bringt Risiken mit sich“

Seit vielen Jahren führt Oliver Tappe deutsche Touristen als Reiseleiter auf Bustouren durch die USA und zeigt ihnen Land, Leute und amerikanische Eigenheiten. 

Auf seinen Reisen hat er inzwischen einige Tausend Deutsche durch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten geführt und dabei die ein oder andere Geschichte erlebt. In seinen beiden erschienenen Büchern erzählt er witzig und informierend zugleich über seine Erlebnisse und seine Faszination für die USA.

Heute steht er unserem Informationsportal im Interview Rede und Antwort zum Thema Kreditkarte für die USA-Reise. Da Oliver Tappe in Deutschland geboren, aber seit einigen Jahren in den USA wohnend ist, kennt er beide Kulturen. 


Oliver, du kennst beide Seiten: Einerseits bist du in Deutschland geboren, andererseits bist du als Reiseleiter seit über 20 Jahren in den USA unterwegs. Würdest du unsere Erfahrungen bestätigen, dass die Amerikaner ganz andere Sitten haben, was Zahlungsmittel angeht und dass die Kreditkarte dort einen viel höheren Stellenwert hat, als  bei uns?

Oliver Tappe:  Auf jeden Fall. Die Kreditkarte ist schließlich eine amerikanischen Erfindung und für die Menschen in diesem Land wäre es unvorstellbar, darauf verzichten zu müssen. Karten erleichtern den allgemeinen Zahlungsverkehr sowohl für Kunden als auch für Unternehmen.

An einigen Stellen sind Kreditkarten inzwischen auch unabdingbar. Auf inner-amerikanischen Flügen, zum Beispiel. Hier wird Bargeld seit einiger Zeit nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert. Wer keine Karte hat, bekommt weder eine Mahlzeit, noch ein alkoholisches Getränk serviert.

Die Nutzung der Karten beschränkt sich aber nicht nur auf alltägliche Einkäufe. Die Amerikaner bezahlen damit ihre Strom- und Gasrechnungen, ihre Krankenversicherungsbeiträge und teilweise sogar ihre Mieten. Die Kreditkarte ist seit langem das gängigste Zahlungsmittel in diesem Land.

Wie kommt es, dass die Amis teilweise selbst ihren kleinen Coffee to go mit Kreditkarte zahlen, wogegen wir Deutschen beispielsweise noch beim Shoppen Beträge von 150 € in bar zahlen?

Oliver Tappe: Hier steht Bequemlichkeit im Vordergrund. Es ist doch viel einfacher, seine Karte über den Tresen zu reichen, als ständig im Portemonnaie nach Kleingeld suchen zu müssen. Die amerikanischen Portemonnaies haben schon lange keine Hartgeldfächer mehr. Selbst Parkuhren kann man heutzutage mit Kreditkarten füttern.

Und je nachdem, für welche Karte man sich entscheidet, ist es beispielsweise möglich, Flugmeilen zu sammeln. Warum sollte jemand darauf verzichten, wenn es nichts extra kostet?

Was würdest du aus deiner Erfahrung jemandem raten, der bald für 4 Wochen in die USA reist? Definitiv eine Kreditkarte mitnehmen?

Oliver Tappe: Ein USA-Urlaub ohne Kreditkarte ist nicht nur unpraktisch, er bringt auch Risiken mit sich – ganz unabhängig von der Reisedauer.

Beispielsweise besteht jedes Hotel beim Check-in auf die Hinterlegung einer Kaution für Nebenkosten, die der Gast verursachen könnte. Diese Kautionen liegen je nach Hotel zwischen 50 und 200 Dollar. Wer eine Kreditkarte hat, lässt den Betrag einfach blocken. Nach dem Check-out wird dieser dann umgehend wieder freigegeben.

Das stärkste Argument für die Kreditkarte ist die Gefahr, ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen zu müssen.

Aber das wohl stärkste Argument für das Mitführen von mindestens einer Kreditkarte pro Reisender ist die Gefahr, ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen zu müssen. Wer glaubt, die Reiseversicherung zahlt sofort, irrt. Jede ambulante Behandlung muss vom Patienten zunächst selbst bezahlt werden und wird erst nach Beendigung des Urlaubs von der Versicherung erstattet.

Der Besuch in der Notaufnahme eines US Krankenhauses beläuft sich durchaus auf einige Tausend Dollar. Leider erlebe ich immer wieder, das Touristen ohne Karte anreisen. Spätestens beim ersten Arztbesuch stoßen sie an ihre finanziellen Grenzen.

Es gibt ja noch Reisechecks, die gute alte EC-Karte, viel Bargeld mitnehmen und damit zahlen oder auch eine Prepaid-Kreditkarte. Unserer Meinung nach sind diese Zahlungsmittel nicht ideal für die USA-Reise. Was sagst du dazu?

Oliver Tappe: Prinzipiell ist das Mitführen der EC Karte gut. Viele Geldautomaten akzeptieren diese auch und die Gebühren sind in der Regel niedriger als beim Abheben von Bargeld mit Kreditkarte. Wie überall auf der Welt, sollte aber auch in den USA niemand größere Mengen an Bargeld bei sich führen. Der Verlust einer Kreditkarte ist kein Drama. Die kann innerhalb von 24 Stunden ersetzt werden. Bargeld nicht!

Die Prepaid-Kreditkarte hat tatsächlich den Nachteil, das sie nicht überall angenommen wird. Insbesondere bei Autovermietern kommt es schnell zu Problemen damit. Die Bestimmungen der einzelnen Vermieter sollte man vor der Reise genau kennen. Fakt ist aber: Ohne Kreditkarte gibt es in den USA keinen Mietwagen. Und auch das Tanken ist ohne Karte aufwendig, da eine Bargeldhinterlegung an der Kasse getätigt werden muss, bevor man tanken darf.

Ohne Kreditkarte gibt es in den USA keinen Mietwagen.

Reiseschecks werden inzwischen vielerorts gar nicht mehr akzeptiert oder nur ab einer bestimmten Rechnungssumme. Wer seine Reisechecks in Bargeld umtauschen will, wird oft enttäuscht, da US Banken häufig gar keine Reiseschecks mehr von Ausländern annehmen. Wer trotzdem auf Reiseschecks als Zahlungsmittel setzt, sollte darauf vorbereitet sein, dass er bei Bezahlung stets seinen Reisepass vorlegen muss.

Stichwort Prepaid-Kreditkarten: An sich ja auch eine Option für die USA. Allerdings hören wir auch immer wieder, dass beim Mietwagen-Leihen solche Prepaid-Kreditkarten nicht immer akzeptiert werden. Hast du da ähnliche Erfahrungen? Wie können Reisende sich da absichern?

Oliver Tappe: Hier kann man sich nur mit einer regulären Kreditkarte absichern!

Gibt es eigentlich in den USA selbst noch einmal regionale Unterschiede zwischen den Bundesstaaten, was den Umgang mit Zahlungsmitteln angeht?

Oliver Tappe: Abseits der Großstädte ist der Zahlungsverkehr mit Bargeld noch üblicher als in den Ballungszentren. Aber auch dort werden Kreditkarten überall akzeptiert. Reiseschecks hingegen gar nicht, weil die Menschen in den ländlichen Gebieten oftmals gar nicht wissen, was Reiseschecks sind.

Generell gilt für Barzahler: 50 und 100 Dollarscheine werden besonders im ruralen Amerika gar nicht oder nur unter Protest angenommen. Wer mit Bargeld anreist, sollte keine großen Scheine mitbringen.

Gibt es noch etwas, dass du Reisenden für die USA ans Herz legen möchtest vor ihrer Reise, was man häufig nicht bedenkt (sei es aufs Finanzielle bezogen oder auch allgemein)?

Oliver Tappe: Alle Reisenden sollten sich darüber bewusst sein, dass von Ihnen bei einem Restaurantbesuch 18-20 Prozent Trinkgeld (Tip, Gratuity) erwartet wird. Der Service ist nicht im Preis inbegriffen und es kommt schnell zu peinlichen Momenten, wenn man eine Lokalität verlassen will, ohne entsprechendes Trinkgeld gegeben zu haben.

Reisende sollten auch beachten, dass die Steuer auf Verkaufsgüter nicht im Ladenpreis inbegriffen sind, sondern erst an der Kasse dazugerechnet werden. Diese Steuer liegt je nach Staat zwischen 6 und 12 Prozent des ausgeschrieben Preises.

Danke für das hilfreiche Interview, Oliver, und alles Gute!